Stuttgart
Die in den 1930er Jahren erbaute, im 2. Weltkrieg als Luftschutzbunker genutzte und 1944 schwer beschädigte Evangelische Martinskirche im Nordbahnhofsviertel Stuttgarts wurde 1950 wieder aufgebaut. Das aus Haupt- und Seitenschiff, Anbau und Turmgebäude bestehende, vollständig unterkellerte Kirchenbauwerk stand wegen der schrumpfenden Gemeinde und fehlender Ideen für den Ort zur Disposition. Das mehrfach nutzbare Raumangebot wurde in einem mehrjährigen Beteiligungsprozess neu entwickelt. Die daraus resultierenden Umbau- und Sanierungsmaßnahmen umfassen einen grundlegenden, behutsamen und gleichzeitig innenarchitektonisch sehr hochwertigen innenräumlichen Umbau und die haustechnische Modernisierung der denkmalgeschützten Kirche. Für ein neues Gemeindeleben wurden ein nutzungsoffener Kirchenraum im Hauptschiff, adaptive Gemeinderäume im Seitenflügel sowie Bistro und Ausstellungsflächen im Bunker, der sich über einen Platz zum Quartier öffnet, geschaffen.
Punktuelle Umbauten gewährleisten die Wandelbarkeit des Raums. Dazu gehören im Bereich des Hauptschiffes eine neu gestaltete Empore mit zwei Kapellen und eine Erweiterung des Altarbereichs. Die Emporen-Bestandskonstruktion, eine den zum Zeitpunkt der Bauausführung geltenden Regeln der Technik nicht entsprechende Rippenkonstruktion musste durch einen tragwerksplanerisch hochanspruchsvollen Stahlbau ersetzt werden, der über wandartige Fachwerkträger indirekt gelagert wurde, um Eingriffe in die bestehende Tragkonstruktion des Untergeschosses zu minimieren. Die innenräumliche Überarbeitung erforderte weiter das Entfernen von tragenden Wänden und den Einbau von Abfangungen in Form von Stahlträgern. Mit der umgesetzten Umnutzung gilt die Kirche als Leuchtturmprojekt der Evangelischen Landeskirche in Baden-Württemberg.
Evangelische Gesamtkirchengemeinde Stuttgart
Tragwerksplanung LP 1-6, 8
Prinzmetal Architekten
2017-2023
Brigida Gonzalez